Der Neuss-Düsseldorfer Hafen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt am Niederrhein. Da der Hafen mitten in der Stadt liegt und nicht in die Fläche wachsen kann, das Verkehrsaufkommen aber weiter steigt, müssen Konzepte her, um die steigende Logistikintensität in Zukunft bewältigen zu können. Dazu haben die Wirtschaftsinformatik-Professoren Claus Brell, Wilhelm Mülder und André Schekelmann vom Forschungsinstitut GEMIT der Hochschule Niederrhein zusammen mit der TraffGo Road GmbH für die Hafenanrainer das Gladbacher Crowd-Solving-Konzept entwickelt.
„Wir möchten Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Transportprozesse effizienter zu steuern", erklärt Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Mülder. Dies soll durch die Zusammenführung und nachfolgende Distribution aller tagesaktuellen logistikrelevanten Informationen geschehen. Die Grundidee ist simpel: Wenn alle Akteure, Anrainer und LKW-Fahrer in einem verkehrsintensiven Gebiet Informationen über die Aktivitäten der anderen haben, können sie ihre eigenen Aktivitäten danach ausrichten. Dadurch soll sich die Verkehrssituation entspannen.
Besonders wichtig sind hierbei die Fahrer, die häufig über nur schlechte Deutschkenntnisse verfügen. Ihre Teilnahme an dem Gladbacher Crowd-Solving Konzept ist wesentlich. Sie sollen dazu gebracht werden, die Informationen abzurufen, die ihnen zur Verfügung stehen und sich daran zu orientieren. Das soll über Gamification-Ansätze funktionieren. „Damit die Fahrer die geplante mobile App aktiv nutzen und sich am Crowd-Solving beteiligen, werden sie mit Erfolgspunkten dafür belohnt. Die Erfolgspunkte können Sie dann gegen reale Güter wie Getränke oder einen Imbiss eintauschen", erklärt Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Claus Brell. Beispielsweise könnte die App den Fahrern raten, den Hafen nicht jetzt sondern 30 Minuten später anzufahren. Diese könnten ihre Zeit dann für eine Pause nutzen.
Das Projekt LogistiCS.NRW startet mit einer detaillierten Analyse der Verkehrsströme rund um den Neuss-Düsseldorfer Hafen. Ziel ist es, die vorhandenen Verkehrsflächen um 25 Prozent besser zu nutzen, den Ausstoß von CO2 zu senken und die Anwohner zu entlasten. Dies vor dem Hintergrund, dass die Wachstumsprognosen der Wirtschaft und das damit verbundene höhere Verkehrsaufkommen deutlich über die Kapazitäten der Verkehrsinfrastruktur hinausgehen. So soll beispielsweise der Güterverkehr verkehrsträgerübergreifend in Deutschland bis ins Jahr 2030 um 18 Prozent steigen. Das Transportaufkommen im kombinierten Verkehr soll sogar um 79 Prozent wachsen. Und das bei zum Teil engen Flächen – wie beim Neuss-Düsseldorfer Hafen – die gar nicht weiter ausgebaut werden können.
Die Ergebnisse des Projekts sollen übertragbar auf andere Verkehrsknotenpunkte sein. Der Neuss-Düsseldorfer Binnenhafen eignet sich als kombinierter Umschlags-, Logistik- und Produktionsstandort besonders gut als Forschungsobjekt. Insgesamt beteiligen sich neben TraffGo Road bis zu 30 Unternehmen aus dem Hafengebiet als assoziierte Wirtschaftspartner an dem Projekt, das zum 1. April gestartet ist und eine Laufzeit von drei Jahren hat.
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