Digitalisierung, flexible Arbeitszeitenmodelle, Kulturwandel: Unsere Arbeitswelt ändert sich rasant. Doch wie erleben Mitarbeitende diese Veränderungen? Und was tun Unternehmen, Führungskräfte und Personalmanagement, um den Wandel zu gestalten? Das wollten Masterstudierende der Hochschule Niederrhein wissen und befragten dazu 385 Beschäftigte. Das Ergebnis: Mitarbeitende wollen Veränderungen, Personaler müssen diese aber aktiver gestalten und Führungskräfte den Wandel stärker vorleben.
Laut Einschätzung einer überwiegenden Mehrheit der Befragten gibt es heute deutlich häufiger und mehr Veränderungen und diese werden von vielen als tiefgreifender und umfassender erlebt. „Der Erfolg von Veränderungen wird allerdings kontrovers beurteilt, zumal sie nach Auffassung einer Mehrheit nicht dauerhafter als früher sind“, sagt Professor Dr. Alexander Cisik, der die Studie leitete. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass viele Mitarbeitende eine sehr hohe Veränderungsbereitschaft haben, besonders diejenigen, die ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben. Aber auch das Bildungsniveau und die hierarchische Position korrelieren mit der Veränderungsbereitschaft.
„Ein überraschendes Ergebnis für die Projektgruppe war die breite Zustimmung, mit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Veränderungen gegenüberstehen“, sagt Professor Cisik, der am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie lehrt. Jeweils über 90 Prozent Zustimmung erhalten die Digitalisierung von Daten und die Automatisierung von Prozessen, die Veränderung des Arbeitsortes und die Gleichstellung von Mann und Frau. Nicht ganz so gut kommen „Open Space“-Büros, die Reduzierung der Führungsebenen oder flexible Beschäftigungsformen an.
Die Teilnehmenden wurden zudem befragt, wie sie die Gestaltung des Wandels seitens ihres Arbeitgebers bewerten. Über dreiviertel bescheinigten ihren Unternehmen eine klare Strategie. Dennoch gibt es hier Anlass zur Kritik: „Statt ihre Mitarbeitenden nur über den Wandel zu informieren, wäre ein deutlich glaubhafteres und nachhaltigeres Vorleben durch die Führungskräfte erforderlich“, sagt Cisik.
Was ist Unternehmen, die Ihre Veränderungsqualität verbessern möchten, zu empfehlen? Cisik: „Ganz einfach: Entwickeln Sie Ihre Mitarbeitenden, vertrauen Sie ihnen und übertragen Sie ihnen Verantwortung. Im Personalmanagement sind vor allem frisches Denken und fortschrittliches Handeln erforderlich“.
Über die Studie: 385 Berufstätige wurden zwischen Juni und Juli 2019 befragt. Als Untersuchungsinstrument nutzten die Studierenden einen Online-Fragebogen. Die Teilnehmenden fanden sie über die einschlägigen sozialen Medien und Business-Netzwerke, wie XING und LinkedIn. Zwar ist die Stichprobengröße vergleichsweise gering und damit statistisch nicht repräsentativ, dennoch kann aufgrund der heterogenen Verteilungen in den einzelnen Kategorien davon ausgegangen werden, dass die ermittelten Werte auf die Grundgesamtheit aller Beschäftigten in Deutschland weitgehend generalisierbar sind und zumindest Trendaussagen ermöglichen.