R³ - Regional. Responsibility. Resonance.
Innovation durch Corporate Regional Responsibility

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.

Projektinhalte

Ökonomischer Strukturwandel ist kein neues Phänomen. Zahlreiche Regionen sind oder waren davon betroffen. Die Textilwirtschaft – einst entstanden als Antwort auf den zurückgehenden heimischen Bergbau – verschwand bspw. ab Mitte der 1950er-Jahre am Niederrhein, auf der schwäbischen Alb sowie in weiteren Mittelgebirgsregionen in Deutschland, ebenso im britischen Manchester, das neben der Textil- auch die Schwerindustrie verlor.

Was bleibt sind überkommene Strukturen; die betroffenen Regionen gelten dann als "strukturschwach". Was bedeutet es aber für eine ausgleichsorientierte Strukturpolitik, wenn keine oder zumindest keine ausbau- und zukunftsfähigen Strukturen mehr vorhanden sind? Es bedarf es neuer Strukturen, die zunächst geschaffen werden müssen. Dabei erweisen sich traditionelle ökonomische Innovationen wie u.a. Produkt- und Prozessinnovationen als eher schwierig, das endogene Potential scheint dort in sozialen Innovationen zu stecken.

Wie können also in strukturschwachen Regionen durch gemeinwohlorientiertes Engagement Resonanzen geschaffen, Innovationen angestoßen und Wandel erfolgreich gestaltet werden? Mit dieser Frage befasst sich das vom BMBF in der Förderlinie REGION.innovativ geförderte Projekt „R³ - Regional.Responsibility.Resonance: Innovationen durch Corporate Regional Responsibility“.

Drei mal R für innovative Regionen.

R wie Regional

Die empirische Bearbeitung der Forschungsfragen erfolgt mithilfe einer vergleichenden Fallstudie zu Mönchengladbach und Krefeld.

Das vergleichend angelegte Forschungsdesign ermöglicht es, die Unterschiede in der Umsetzung von CRR-Aktivitäten zu beschreiben und im Hinblick auf ihre Wirkung auf regionale Innovationsfähigkeit sowie für soziale Innovationen einzuordnen. Ziel des im sogenannten most similar systems design angelegten Vergleich ist es, fördernde und hemmende Faktoren für CRR und Resonanz zu identifizieren und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit für soziale Innovationen zu einzuordnen.

Mit Mönchengladbach und Krefeld sind zwei Städte ausgewählt worden, die nach dem ersten Strukturwandel mit dem Niedergang der Textil- und Bekleidungsindustrie nun mit dem Ausstieg aus Braunkohleabbau und -verstromung, nur etwa 70 Jahre später, einen weiteren Strukturwandel durchleben. Die Städte können als respresentative cases für vom Niedergang von regionalen Schlüsselindustrien betroffene Städte gelten und legen eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf ähnliche Städte nahe. Vor diesem Hintergrund erlaubt ihr Vergleich, Unterschiede in der Umsetzung von CRR-Aktivitäten zu beschreiben und im Hinblick auf ihre Wirkung auf regionale Innovationsfähigkeit sowie für soziale Innovationen einzuordnen.

R wie Responsibility

Ein Blick auf den Globalen Norden und insbesondere auf altindustrielle Regionen zeigt, dass die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel und demografischer Wandel mit einer Reihe scheinbar kleinerer Herausforderungen wie Strukturwandel, Abwanderung von Fachkräften und demografischer Alterung einhergehen, die regional durchaus unterschiedlich ausfallen und nach individuellen, ortsspezifischen Antworten verlangen. Bei der Bewältigung dieser Herausforderung und der Gestaltung regionaler Wandelprozesse gewinnt das Thema unternehmerische Verantwortung für die Region zunehmend an Bedeutung. Unter dem Schlagwort „Corporate Regional Responsibility“, kurz CRR, befasst sich das Forschungsprojekt R³ mit der Frage wie mithilfe von CRR – insbesondere in vom Strukturwandel betroffenen Regionen – endogene Potenziale gestärkt, Innovationen und Wandel zukunftsfähig gestaltet werden können.

Das Konzept der „unternehmerischen regionalen Verantwortung“ (CRR) knüpft an Arbeiten zu Corporate Social Responsibility (CSR) an, d.h. die freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch (vor allem, aber nicht nur) wirtschaftlich agierende Organisationen mit dem übergeordneten Ziel ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Dabei geht es insbesondere um Maßnahmen, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen und einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten. Im Verständnis des Projekts R³ umfasst CRR damit alle CSR-Maßnahmen mit einem Bezug zum lokalen und regionalen Umfeld der Organisationen, die zudem das Potenzial aufweisen, die Stadt- und Regionalentwicklung zu beeinflussen und zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen auf regionaler Ebene beizutragen.

R wie Resonance

Die Überlegungen zu Resonanz fußen auf Arbeiten des Soziologen Hartmut Rosa. Er fragt, welche gesellschaftlichen Dynamiken Möglichkeiten für ein gutes Leben fördern oder behindern. Die Resonanztheorie (Rosa 2016) ist dabei die Weiterentwicklung und Antwort auf seine zuvor entwickelte Arbeit zur "Beschleunigungstheorie" (Rosa 2005). Sie geht davon aus, dass unsere heutige moderne Gesellschaft in der westlichen Welt einem allumfassenden Beschleunigungsphänomen unterworfen ist, das dazu führt, dass jede:r Einzelne sich zunehmend unter Zeitdruck fühlt. Zu den Dimensionen der Beschleunigung zählt Rosa die technische Beschleunigung, die Beschleunigung des gesellschaftlichen Wandels und die Beschleunigung des Lebenstempos.

Nach Rosa ist jedoch nicht Entschleunigung, sondern Resonanz die Antwort darauf. „Resonanz ist eine durch Affizierung und Emotion, intrinsisches Interesse und Selbstwirksamkeitserwartung gebildete Form der Weltbeziehung, in der sich Subjekt und Welt berühren und zugleich transformieren." (Rosa 2018: 298) In diesem Sinne bilden Erfahrungen der Anerkennung typischerweise Resonanzerfahrungen; Erfahrungen der Missachtung können als Entfremdungserfahrungen gedeutet werden. Dabei beschreibt Resonanz die Beziehung zwischen einem Individuum (Subjekt) und mindestens einem Objekt entlang verschiedener Achsen: (1) horizontal zwischen zwei Menschen, z.B. Familie, Freunde, Politik; (2) diagonal zwischen Mensch und Tätigkeit, z.B. Objektbeziehungen, Arbeit, Lernen, Sport und Konsum; (3) horizontal zwischen Mensch zu Umwelt, z.B. Religion, Natur, Kunst, Geschichte. Im Projekt R³ bezieht sich die Forschung zur Resonanz auf regionale Akteur:innen im Bereich CRR und sozialer Innovationen und deren Vermögen einen lebendigen Beziehungsmodus untereinander, in Hinblick auf ihre Tätigkeiten (im Bereich CRR bzw. sozialer Innovation) und ihr räumliches Umfeld zu gestalten.

Rosa zufolge beeinflussen verschiedene Bedingungen die Erfahrung von Resonanz, wobei diese Bedingungen bestenfalls begünstigend wirken, keinesfalls aber Resonanz garantieren. Neben kontextuellen, kulturellen und strukturellen Bedingungen sind dies auch institutionelle Bedingungen. Letztere umfassen formelle Institutionen (z.B. bürokratische Zwänge, Anforderungen, Dokumentationspflichten) und informelle Institutionen (z.B. Werte und Normen). Rosa zufolge sind die institutionellen Bedingungen die einflussreichsten in Bezug auf Resonanz- und Entfremdungserfahrungen. Sie stehen im Fokus der Forschungsarbeit von R³.

A RIS-framework for capturing ‘resonance’ as a critical element for promoting Social Innovations
Veröffentlichung aus dem Projekt

Anna Herzog und Angelika Krehl aus dem Institut NIERS haben aus "R3- Regional.Responsibility.Resonance" einen Artikel in "Regional Science Policy &…

2. Sitzung Transferbeirat
2. Sitzung Transferbeirat

Am 21. Februar 2024 kam zum zweiten Mal der Transferbeirat zusammen, um mit dem Projektteam über bisherige Meilensteine und die weitere…

R3 Gastvortrag bei Ringvorlesung
R³ Gastvortrag bei Ringvorlesung

Dr. Anna Herzogs Vortrag über gemeinschaftliche Verantwortung im räumlichen Umfeld und Resonanz, im Rahmen einer Ringvorlesung der Hochschule…

2. Sitzung wissenschaftlicher Beirat
2. Sitzung wissenschaftlicher Beirat

Zweite Sitzung des wissenschaftlichen Beirats, um die bisherigen Erkenntnisse mit dem Projektteam zu reflektieren.

Rheinische Post berichtet über R³
Rheinische Post berichtet über R³

Die Ziele des Projekts R³ in der aktuellen Ausgabe der Sonderbeilage "Wirtschaft" (10/2023).

Teilnahme am DKG '23 in Frankfurt/Main
Teilnahme am DKG '23 in Frankfurt/Main

Teilnahme und Vortrag am „Planetary Futures“, der 62. Deutsche Kongress für Geographie (DKG) in Frankfurt am Main.

Statustagung „REGION.innovativ“
Statustagung „REGION.innovativ“

Statustagung der BMBF-Fördermaßnahme „Regionale Faktoren für Innovation und Wandel erforschen – Gesellschaftliche Innovationsfähigkeit stärken“ im…

Vortrag auf der EURA Konferenz 2023
Vortrag auf der EURA Konferenz 2023

Vortrag an der diesjährigen European Urban Research Association (EURA) Konferenz.

Projektbeiräte

Das Projektteam wird während der gesamten Projektlaufzeit von zwei Beiräten begleitet: einem wissenschaftlichen Beirat und einem Transferbeirat. Es profitiert im kontinuierlichen Austausch vom Expertenwissen der Beiratsmitglieder und deren konstruktiven Impulsen, die in die Projektarbeit einfließen.

Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats sind Expert:innen aus dem Forschungsumfeld der Themen in deren Spannungsfeld sich R³ bewegt und bieten fachliche Beratung zu Fragen der Innovationsforschung, Forschung zu lokaler Ökonomie und Stadtentwicklung sowie der Analyse regionaler Innovationssysteme.

Die Adressatengruppe für die konkreten Anwendungsvorschläge sind regionale Akteure: die Zivilgesellschaft sowie Unternehmen, Einrichtungen oder Intermediäre. Dazu wurde ein Transferbeirat gebildet. Hier werden Befunde aus der Fallstudienarbeit diskutiert und gemeinsame Empfehlungen für die weitere Umsetzung der Erkenntnisse und Ergebnisse entwickelt.

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats

Prof. Dr. Monika Eigenstetter │Professur für Arbeitspsychologie und CSR-Management am Fachbereich für Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein, Leiterin des Instituts A.U.G.E

Prof. Dr. Matthias Kiese │Professor für für Strategisches Management und Clusterentwicklung, Ruhr Universität Bochum

Prof. Dr. Anne van Rießen│In-Lust: Institut für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung, Hochschule Düsseldorf

Prof. Dr. Suntje Schmidt │Leiterin Forschungsschwerpunkt Ökonomie und Zivilgesellschaft, IRS Leibniz-Insitut für Raumbezogene Sozialforschung

Dr. Stefan Schneider│Projektleiter im  Forschungsbereich Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen, Deutsches Insitut für Urbanistik (Difu), Berlin

Dr. Sabine Weck │Stellvertretende wissenschaftliche Institutsleitung und Leiterin der Forschungsgruppe "Sozialraum Stadt“, ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH

Mitglieder des Transferbeirats

Anna Appenzeller │Nachhaltigkeitsmanagerin, Krefeld Business

Elke Ariëns │Bildungsmanagement/Projektentwicklung Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Prof. Dr. Monika Eigenstetter│Professur für Arbeitspsychologie und CSR-Management am Fachbereich für Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein, Leiterin des Instituts A.U.G.E

Halide Özkurt │Dipl. Pädagogin/Coach, Sozialdienst muslimischer Frauen e.V.

Sebastian Schmetz (LL.M)│Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales
Fördermittelakquise, regionale und internationale Zusammenarbeit, Stadt Krefeld

Fabian Thelen │Assistent der Geschäftsführung, EWMG - Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach

Helmut Wallrafen │Geschäftsführer, Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach

 

Projektleitung

Institutsleiterin NIERS VWL, regionale und sektorale Strukturpolitik
Lehrkraft für besondere Aufgaben Leitung des Institutes SO.CON

Projektteam

Wissenschaftliche Mitarbeiterin NIERS Projekt R³
Wissenschaftlicher Mitarbeiter NIERS Projekt R³, Projekt AUFBRUCH
Saskia Griffig, M. A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin SO.CON "Projekt R³"
– in Elternzeit – Post-doc NIERS Projekt R³
Marieke Vomberg, M.A. Business Management
Institut SO.CON Projekt "R3"